Wohnquartier Ribnitz-Damgarten

Architektonischer Realisierungswettbewerb

Das zu bearbeitende Wettbewerbsgebiet befindet sich im östlichen Teil der Ortschaft Ribnitz, indem ein zukunftsorientiertes Wohnquartier auf insgesamt 3 Hektar Fläche entstehen soll. Südlich durch die Damgartener Chaussee und nördlich durch den Boddenseewanderweg begrenzt, ist der Ort nicht nur gut angebunden, sondern besticht durch die unmittelbare Nachbarschaft zum Naturpark. Zum Wanderweg hin leicht abschüssig ermöglicht die Ortstopografie dem Betrachter so stets eine Blickverbindung auf den Boddensee. Die Zielsetzung lag daher darin, dieses Potenzial durch eine angemessene Architektursprache hervorzuheben.

Bestehend aus den drei Stadtteilen Ribnitz West und Süd, ist der hier gegenständliche Ostteil größtenteils durch ortstypische 2-3 geschossige Bauten geprägt. Vom historischen Kern aus zum Wettbewerbsgebiet betrachtet, löst sich die Blockrandstruktur in eine offene Bauweise auf. Daher setzt sich der hier vorliegende Entwurf mit dem Spannungsfeld von Architektur und Naturlandschaft auseinander. Der Gedanke liegt darin, Naturraum als Teil zeitgemäßen Wohnens zu begreifen. Das Bild zwei ineinandergreifender Hände dient als Grundlage für das Konzept. Zum einen bildet der nördlich gelegene Park Ausläufer in das Quartier, um einerseits private Außenflächen für die Bewohner und zum anderen öffentlichen Zugang zum See zu bieten. Im Gegensatz dazu illustriert die andere Hand die Wohnbauten und ihre Erschließung in einem halböffentlichen Raum. Zur Straße hin schützend in Blöcken, stellen sich die Baukörper zum See in kleinteiligere und durchlässigere Typen dar. Die sich so aufspannenden Quartiersplätze ermöglichen Raum für Begegnung und Nachbarschaft. Der sich in der Topografie ausdrückende Höhenunterschied, wird nicht nur durch eine natürliche Terrassierung begegnet, sondern beantwortet auch die Frage nach einem autofreien Quartier mit unterirdischen Stellplätzen, die über das Straßenniveau erreicht werden können. So bleiben die Wegeverbindungen für Fußgänger und Radfahrer vorbehalten.

Mit Hinblick auf zukünftige Anforderungen ist die Frage der Nachhaltigkeit ein unumgängliches Thema. Eine Antwort darauf ist der Aspekt der Flexibilität, die auch in der Lage ist, zukünftigen Anforderungen gerecht zu werden. Dazu dient ein modulares System aus umweltverträglichen Baustoffen. Sie bildet die Grundlage für vier veränderbare Gebäudetypen mit unterschiedlichsten Konfigurationsmöglichkeiten. Insgesamt entstehen im gesamten Quartier 105 Wohnungen (31 davon gefördert). Darüber hinaus integriert das zirkuläre Konstruktionsmodell die Möglichkeit zu Ressourcen schonender Aufwertung und Renovationsmöglichkeiten, die Anpassungsfähigkeit im Sinne einer Rekontextualisierung von Gebäudeteilen, sowie der Demontage und dem Gebäuderückbau zur Rückführung und Verwertung von Modulen, Komponenten und Materialien.

Die systemische Betrachtung des Quartiers betrachtet dazu den Komplex in zeitlichen Dimensionen von antizipierbaren Veränderungen, sodass die erzielte Nutzungsflexibilität und Nutzwertsteigerung durch die Fragen der Nachhaltigkeit bereits in der Planung integriert werden. Über den konventionellen Prozess der Planung, Konstruktion und Benutzung hinaus wird das Konzept der Kreislaufwirtschaft in die Gebäudestruktur eingebettet, sodass aufgezeigte Wohnungstypologien, sowie zukünftige Veränderungen und Anpassungen mit räumlichen Erweiterungen, sowie der Rückbau und Verwertung von Materialien und Komponenten in die modulare Struktur eingeplant sind.

Leistungszeit

  • Architektonischer Realisierungswettbewerb 2021
  • 3. Preis